Die Märchenbühne

ist eine private, kulturelle Initiative, die Kindern und Erwachsenen traditionelles Märchengut wieder zugänglich machen will. Ziel und Bemühung ist es, großen wie kleinen Zuschauern in unserer schnelllebigen Welt eine kleine „Auszeit“ zum Lauschen und Staunen, zum Zuhören und Besinnen auf einen seelenvollen Inhalt zu gönnen.

Bei den Darbietungen handelt es sich um Puppenspiele, im Besonderen um Stehpuppenspiele – eine spezielle Art des Figurentheaters. Auf einer Tischbühne werden die Märchenfiguren von der Puppenspielerin durch das Geschehen geführt, während die Erzählerin Märchen der Brüder Grimm im Originaltext liest und durch zarte musikalische Effekte ergänzt. Zusätzlich untermalen einfache, selbstkomponierte Melodien und bekannte Volkslieder, meist zweistimmig gesungen, die Handlung.


Dieser unmittelbare Zugang zum Märchen ist für viele Kinder in der heutigen Zeit eine außergewöhnliche Erfahrung. Im Mittelpunkt steht die intime menschliche Beziehung, die durch moderne Medien kaum zu ersetzen ist. Hinzu kommt die förderliche Wirkung durch die geformte Sprache, die gerade für Kinder im Vorschulalter prägend ist.

Dass Märchen auch heute noch zeitgemäß sind und nichts an Aktualität eingebüßt haben, steht für die beiden Puppenspielerinnen außer Frage. Handelt es sich doch um uraltes Wissen über Seelenvorgänge und Schicksalswege – daran hat sich selbst im 21. Jahrhundert nichts geändert.

Der Weg des Menschen, der von einem paradiesischen Zustand über Hindernisse und Schwierigkeiten zur (Er-)Lösung führt, die Auseinandersetzung zwischen lichten und dunklen Mächten, die Entwicklung und erfolgreiche Anwendung von Tugenden und das gute Ende – all das sind die zeitlosen Themen des Märchens.

Gegründet wurde „Die Märchenbühne“ im Jahr 2000 von den beiden Märchenfrauen Sabine Ottenschläger und Emilia Schöffel.

Die Gründung

Emilia: „Wir waren damals schon über mehrere Jahre befreundet, ich machte gerade den Abschluss meiner Ausbildung zur Waldorf-Kindergärtnerin. Ein Teil der Prüfung war ein Puppenspiel, das jede Teilnehmerin selbst ausarbeiten und aufführen musste. Ich setzte die Geschichte „Die alte Mühle“ um und führte sie unter anderem auch im Freundeskreis auf.“

Sabine: „Als uns Emilia ihr Stück vorspielte, ist für mich sofort der Funke übergesprungen, denn ich hatte mich schon lange mit dem Gedanken getragen, selbst einmal Puppenspiele aufzuführen. Meine Tochter war damals 3 Jahre alt, und ich war oft auf der Suche nach einem niveauvollen Kulturangebot für Kinder in diesem Alter. In Klagenfurt gab es damals nur sporadisch Kindertheater.“

Emilia: „Wir gründeten also „Die Märchenbühne“. Nach einem Jahr Vorbereitung fand am 13. Oktober 2000 im Schloss Kölnhof in St. Veit die erste Aufführung statt. Wir spielten „Frau Holle“. Sabine war und ist für mich in diesem Projekt die ideale Teamkollegin. Sie hat viel Erfahrung mit Kindern, arbeitet im Waldorfkindergarten und hat bei der Märchenbühne den Part der Erzählerin. Sie spielt auf den Instrumenten, auch die Pressearbeit gehört zu ihren Aufgaben.“

Das Repertoire

Sabine: „Schon mit dem ersten Stück hatten wir großen Erfolg. Um der starken Nachfrage gerecht zu werden, mussten wir halbjährlich zwei neue Stücke ausarbeiten. Nach Frau Holle kamen Rotkäppchen und Rumpelstilzchen und in der Folge dann viele bekannte Märchen aus der Grimm’schen Sammlung. Heute haben wir 12 davon im Repertoire. Wir wählen die Stücke gemeinsam aus, Emilia bearbeitet sie für die Bühne und findet und erfindet die passenden Lieder, die wir besonders gerne zweistimmig singen.“

Emilia: „Sämtliche Requisiten, die wir für die Märchenbühne brauchen, entstehen aus unseren Händen. Alles, was ich gelernt habe, was ich gut kann und von Herzen gerne mache, kann ich bei der Märchenbühne einfließen lassen. Vor allem meine Liebe für die Sprache, das Texten, Singen, und Inszenieren. Sabine filzt die Tiere – und sie kann das perfekt. Bei mir würde man ein Schaf von einem Esel nicht unterscheiden können, aber ihr gelingt das: Sie bemalt die Kulissen und fertigt die Requisiten aus Ton.“
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Sabine: „Jeder kann halt etwas anderes. Ich habe ja auch sonst im Leben eine starke Beziehung zu Tieren. Unser neugegründetes Programm, die „Kleine Märchenbühne“ für Kinder ab 2½ Jahren, kommt mir sehr entgegen. Da sind die Hauptdarsteller vorwiegend Tiere. Aber ich liebe die Arbeit bei der Märchenbühne ganz generell. Das Zweierteam ist für mich eine ideale Form, die ein Höchstmaß an selbständigem, freien Arbeiten bietet und viel Raum für gegenseitigen Austausch und Inspiration lässt.“

Alles neu

Emilia: „Da wir beide die Märchenbühne neben unseren hauptberuflichen Tätigkeiten betreiben, führt uns das schon auch mal an die Grenzen des Leistbaren. Zumal wir beide professionell arbeiten und unseren Besuchern ein hohes Niveau bieten wollen. Unsere Freundschaft war durch diese Arbeit nie gefährdet, hat sich im Gegenteil noch intensiviert. Wir gehen gemeinsam durch dick und dünn.“

Sabine: „Ja, das hat sich vor allem im Februar 2011 unter Beweis gestellt. Nach einem Brand wurde unser gesamter Theaterfundus, alle Requisiten, einfach alles, was wir in 10 Jahren geschaffen hatten, mit einem Schlag vernichtet. Aber nach dem ersten Schock war für uns beide klar, dass wir weitermachen wollten. Was dann folgte, war eine dichte, dichte Zeit. Viele unserer Besucher meldeten sich mit Hilfsangeboten, die Presse stand vor der Tür, auch von öffentlicher Hand gab es Unterstützung. Und so ersteht aus der Asche Schritt für Schritt jedes Märchen wieder neu.“

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Emilia & Sabine: „Es war wirklich unglaublich. Trotz der vielen Arbeit für den Wiederaufbau, die noch lange nicht abgeschlossen sein wird, gab es so viel Zuspruch und Ermutigung. Es war, wie auf Flügeln hochgehoben zu werden. Das gab uns auch die Kraft, kurz trotz der Turbulenzen nach dem Brand das schon länger geplante Projekt, die „Kleine Märchenbühne“ umzusetzen. Die zahlreichen Rückmeldungen nach dem Brand machten noch einmal mehr klar: „Die Märchenbühne“ ist ein einzigartiges Projekt, dem wir uns beide aus tiefstem Herzen verbunden fühlen. Unser Engagement gilt dem Märchen als Seelennahrung für Kinder und Erwachsene.“

Unsere Art des Figurenspiels

Während die Puppenspielerin ruhig durch das Geschehen führt, liest die Erzählerin das Märchen und ergänzt das gesprochene Wort mit zauberhaften Klängen seltener Instrumente. Gesungene Lieder und ein einfühlsam gestaltetes Bühnenbild runden die Darbietung ab.

Sobald äußere Aktivität zur Ruhe kommt, kann der innere Mensch aufwachen. Dies ist der Grund, warum wir Effekte nur sehr zart einsetzen und vieles bei unserer Inszenierung in Andeutungen bleibt. Das Fehlende soll von der kindlichen Seele ergänzt werden. Das innere Wesen kommt dadurch in Bewegung, die Fantasiekräfte werden angeregt und gestärkt.

Dieser Prozess geschieht nicht ohne weiteres: Gefordert sind das Publikum wie auch die Puppenspielerinnen, durch aufmerksame Stille im Raum und höchste Konzentration eine Atmosphäre zu schaffen, in der das Eintauchen in die Bilderwelt und das tiefe Miterleben des sinnhaften Geschehens erst möglich wird.

Am schönsten ist es, wenn Kinder in den Tagen nach einer solchen Aufführung Gelegenheit haben, mit kleinen eigenen Püppchen, mit Tüchern und einfachen Requisiten aus Wurzeln und Steinen, das Geschehen nachzuspielen. So kommt zum „Einatmen“ während der Aufführung das „seelische Verdauen“ und schließlich findet der rhythmische Prozess durch das eigene fantasievolle Tun im „Ausatmen“ seine Vollendung.

Die Aufführungen der „Märchenbühne“ sind für Kinder ab 4 Jahren geeignet, nach oben hin gibt’s keine Grenze. Für jüngere Kinder ab 2 Jahren bieten wir kürzere Geschichten, meist mit Tieren oder Zwergen, im Rahmen der „Kleinen Märchenbühne“. In jedem Fall sollte man mit dem ersten Besuch warten, bis Kinder für die Dauer der Darbietung lang ruhig zu sitzen und aufmerksam ein Geschehen zu verfolgen. Das sind etwa 50 Minuten bei den Märchen, 30 Minuten bei den Geschichten für die Kleinen. Nur dann kann auch für die anderen Zuschauer die einmalige, ruhige, in sich selbst bewegte Märchenstimmung entstehen.

Referenzen

Aufführungen:

  • seit 2000 regelmäßig, nahezu wöchentlich in Klagenfurt im Europahaus

Darüber hinaus Gastspiele:

  • Waldorfinitiative (Kindergarten und Schule), Villach
  • Schloss Kölnhof, St. Veit
  • Öffentliche Kindergärten, St. Veit
  • Waldorfschule und Waldorfkindergarten, Klagenfurt
  • Kindergarten St. Marienheim, Klagenfurt
  • Gebietskrankenkasse, Klagenfurt
  • Museum Moderner Kunst, Klagenfurt
  • Mediathek, Völkermarkt
  • Öffentliche Bibliothek Viktring
  • IKEA
  • Kinderkrebshilfe Kärnten

Emilia Schöffel

  • Mitbegründerin der Märchenbühne
  • Puppenspielerin und Erzählerin
  • Hauptberuflich: Waldorfkindergarten Viktring
  • Ausbildungen: Waldorfkindergärntnerin, Poesietherapie
  • In Wien geboren, seit 1999 Wahlkärntnerin
  • Mag gerne: das bunte Leben, Reisen, Kinder, Singen, Geschichten, alles was mit Sprache und Stimme zusammenhängt, interessante Menschen
  • Mag gar nicht: Gewalt, soziale Missstände und Ungerechtigkeiten
  • Immer auf der Suche nach: neuen Horizonten

Sabine Ottenschläger

  • Mitbegründerin der Märchenbühne
  • Puppenspielerin und Erzählerin
  • Hauptberuflich: Waldorf-Kindergarten Klagenfurt
  • Ausbildungen: Dipl. Kunsttherapeutin
  • In Knittelfeld/Steiermark geboren, seit 1993 Wahlkärntnerin
  • Mag gerne: das gute Leben, schöne Gespräche, Natur, Reisen in fremde Länder, einsame Strandspaziergänge am Atlantik, mit mir sein, kreativ tätig sein, Musik, mit Freunden kochen, Lesen, Kerzenlicht
  • Mag gar nicht: Ignoranz, Ausbeutung von Menschen/Tieren/Pflanzen, Fleisch essen, Unehrlichkeit, chronische Unpünktlichkeit, Hasten
  • Immer auf der Suche nach: Schönem, Wahrem und Tiefem im Leben